Die Fährfahrt von Puerto Natales nach Puerto Montt soll vier Nächte und drei Tage dauern. Wir dürfen bereits am Montag Abend um 21 Uhr an Bord, natürlich nicht ohne vorher eine Menge Papierkram zu erledigen. Obwohl wir beim Kauf der Tickets unsere Daten aus dem Reisepass und alle Info über die Motorräder abgegeben haben – was auch auf den Tickets und Bordpapieren aufgeführt ist, müssen wir am Hafen zuerst zur Zollstation, dort müssen wir selbst alles nochmal von Hand auf ein Blatt Papier übertragen, dankenswerterweise gibt es für die Kopie für jeden von uns ein schönes altes Blatt Kohlepapier und selbstverständlich wird wieder alles mehrfach abgestempelt. Stempel und gerne mehrere auf einem Blatt sind hier in beiden Ländern von enormer Wichtigkeit 😉 mit unseren Papieren werden wir dann auf dem anderen Ende des Gelände, in das nächste Containerbüro geschickt und alle Daten zum Fahrzeug, werden nun für den Lademeister nochmal auf einen Block mit Mehrfachdurchschlägen übertragen. Mit diesem Block geht er mit uns zu den Motorrädern und es findet eine offizielle Abnahme statt, da bei unseren Moppeds keine äußeren Schäden zu erkennen sind ist das relativ schnell erledigt. Man sagt uns wenn wir wollen, können wir jetzt schon unsere Schlüssel abgeben und man fährt die Fahrzeuge an Bord. …hmm wir warten lieber und fahren selbst aufs Schiff, aber spätestens hier werden die Schlüssel eingesammelt, die Motorräder werden in der Nacht irgendwann umgeparkt und verzurrt. Wir beziehen unsere enge Kabine und erkunden das Schiff.
Abschied von Punta Natales:
Die Fähre wurde 1984 in Frankreich gebaut und war bis 2010 zwischen Korsika und Marseille unterwegs. Die Fähre hat ihre besten Zeiten hinter sich und die das neue Schiff geht bald vom Stapel. Die „Puerto Eden“ befördert Fahrzeuge, Fracht und 150 Passagiere.
Auf der Brücke:
Während der ganzen Nacht werden noch Fahrzeuge und diverse Güter verladen, irgendwann gegen 5 Uhr legen wir ab. Wir haben sogar 160 Kälber an Bord. Das Schiff schlängelt sich durch die ersten Fjorde, es ist regnerisch aber man sieht einige Berge, Wasserfälle und ganz kurz auch den Ausläufer eines Gletschers.
Der Tag ist kurzweilig, zwischen Frühstück und Mittagessen, sowie Mittag- und Abendessen, kann man zwischen Joga oder Vorträgen wählen… wir nehmen nicht am Joga teil. Es gibt spannende Berichte über die Teilpassagen des jeweiligen Tages, so dass wir wissen, an welchen Stellen wir Wale, Delphine, Robben, Kormorane und Albatrosse beobachten können. Erfahren viel über die aktuellen Auswirkungen der Erderwärmung, die hier im Bereich der Gletscherregion heute schon enorme Auswirkungen hat. In der Nacht zum Mittwoch ankern wir gegen 3 Uhr vor Puerto Eden (Insel Wellington) wo die letzten Ureinwohner des Volkes der Alakalufen leben. Diese kleine und einzig bewohnte Insel in diesen Kanälen zählt heute gerade noch 60 Einwohner, davon 6 Kinder. Das größte Gebäude ist die Schule, die ursprünglich für 100 Kinder errichtet wurde. Die Insel wird von unserer – und gelegentlich einer zweiten kleineren Fähre mit allem was dort benötigt wird versorgt.
Weiter nordwärts kommen wir zur Engstelle, die so schmal ist, das immer nur ein Schiff passieren kann.
Im Messier-Kanal kommen wir am Frachter „Capitán Leonidas“ vorbei, dieser ist in den 70er-Jahren auf dem halbversunkenen Eiland „Bajo Cotopaxi“ aufgelaufen, seither dient das Wrack als Leuchtturm.
Wie angekündigt werden wir zur Frühstückszeit und während des ersten Vortrags am Vormittag nochmal sehr genau auf das herannahende Schlechtwettergebiet und den Abschnitt auf dem Pazifik hingewiesen. Zum Lunch wird vom Bordarzt für jeden der möchte eine Pille gegen die Seekrankheit verteilt. Wir nehmen sicherheitshalber eine Tablette ein. Kaum zwei Stunden später schaukelt uns der Pazifik ordentlich durch, alle schwanken durchs Schiff, dieser Zustand soll nun 16 Stunden andauern. Da das Medikament ordentlich müde macht, verschlafen wir den Nachmittag, soweit uns unsere Matratze nicht abwirft. 6-8 Meter hohe Wellen sind auf dieser kleinen Fähre gut zu spüren. Irgendwann in der Nacht wird es wieder ruhiger und am Donnerstag Morgen scheint sogar die Sonne. Wir verlassen zwischen Isla Inchemò und Bahia Anna Pink den Pazifik und genießen den Ausblick auf die vielen winzigen unbewohnten Inseln.
Am dritten Tag läd uns „Yeti“ der Erste Chefingenieur zu einer Besichtigungsrunde in den Maschinenraum ein. Rüdiger hat sich mit ihm gut angefreundet, wir dürfen während der Passage in den Frachtraum um die Batterie der „F“ zu laden, damit sie bei Ankunft in Puerto Montt anspringt und wir bis Osorno kommen. „Yeti“ ist auch Motorradfaher, hat mehrere Maschinen u.a. auch eine BMW 1100RT. Am Abend druckt er uns noch einen Zettel mit seinen Kontaktdaten in die Hand und wir erfahren das er der Vice President eines großen MCs in Chile ist. Wenn wir ihn oder seinen Kumpel kontaktiern, bekommen wir ab jetzt in ganz Chile umgehend von ihnen support – mehr geht nicht 😉
Wir erreichen schon gegen Mitternacht Puerto Mont, alle Gäste bleiben bis zum Morgen an Bord, es gibt um 7 Uhr sogar noch Frühstück. Bis auf die Motorräder sind bereits alle Fahrzeuge von Bord gefahren worden und die nächste Fracht, sowie viele Trucks für den Rückweg stehen schon bereit.