Die Region Atacama erreichen wir bereits einige Kilometer hinter La Serena, von dem wir nur viel Verkehrschaos zwischen zwei Autobahnenden mitbekommen. Die Temperaturen steigen wieder, wir sind froh wieder in die Nähe des Meeres zu kommen und übernachten in einem einfachen Hostel in Caldera. Nebenan ist die Ferienstadt Bahia Inglesa. Unser Zimmer ist zwar recht groß, das Fenster ist jedoch nur zum Flur – die Restaurants sind 1,5 km entfernt…. Wir sind überrascht, wieviel Urlaubsgäste dort flanieren. Am Morgen bekommen wir eines der besten Frühstücke Chiles, das reißt alles wieder raus.
Wir fahren noch 90 km an der Küste entlang (die Atacama geht bis an den Pazifik), dann macht die Panamericana (Ruta 5) einen Bogen ins Landesinnere. Zuerst haben wir starken Rückenwind, dann folgt die Hitze, 36,5°C zeigt das Thermometer der GS nach den 20° am Pazifik. Diese Hitze ist auch der Grund für die starken Winde – die erwärmte Luft steigt auf und vom Meer strömt relativ kalte Luft hinterher (bei diesen Temperaturdifferenzen ist das schon kein Wind mehr sondern Sturm). Es folgt eine letzte Tankstelle für gut 200 km, dann das „Nichts“.
Ca. 60 km vor Antofagasta erreicht uns eine kühle Luftströmung, ich schaue aufs Thermometer: 34°C. Mit jedem Kilometer wird es kühler, in Antofagasta sind es wieder knapp 25°C. Nun werden wir dekadent, gönnen uns mal wieder ein Hotel und handeln dann noch ein Upgrade zu Suite heraus, ein gutes Bett und ein richtiges Frühstücksbuffet haben auch etwas. Bei einem Pisco Sour lassen wir den Tag ausklingen. Nun trennen uns nur noch 340 km von San Pedro de Atacama, unserem nördlichen Wendepunkt.
Auf der letzten Etappe haben wir noch zwei Besichtigungspunkte vorgesehen: Baquedano mit dem Eisenbahnmuseum und Chacabuco, eine Ruinenstadt die ihre Blüte in der Salpeterzeit hatte und unter Pinochet als KZ für politische Gefangene ausgebaut wurde.
Das Eisenbahnmuseum in Baquedano ist nicht so leicht zu finden – es besteht aus 4 alten, teils verrosteten Dampflokomotiven in einem alten Lokschuppen neben dem Bahnbetriebswerk, in dem weiterhin die Dieselloks der Schmalspurbahn gewartet werden. Es stehen auf den Abstellgleisen eine große Anzahl (20?, 30?, 40?) Diesellokomotiven. Wir sehen mehrere Güterzüge durch die Wüste fahren, es ist noch immer die Bahnverbindung vom Hafen in Antofagasta nach Bolivien und zu den vielen Erzmienen.
Nur Personenverkehr gibt es mit den langsamen Zügen nicht mehr. Der Bahnhof wird hauptsächlich zum Abstellen nicht mehr genutzter Wagons genutzt. Die Weitläufigkeit der Bahnanlagen zeugt von ihrer früheren Bedeutung.
Chacabuco empfängt uns mit 30°C ohne Schatten – die meisten Bäume sind mangels Wasser schon lange eingegangen, die Ruinen in den Straßen verbreiten eine Endzeitstimmung. Von der Vergangenheit als KZ ist nichts mehr zu sehen, die Stacheldrähte sind demontiert und die Minen geräumt. Am besten erhalten ist das Theater am Hauptplatz, in dem es sogar noch Bänke für die Zuschauer gibt. Die Fabrikhallen stehen nur noch in Fragmenten, die Salpetergewinnung ist nur noch zu erahnen. Die Wohngebäude sind eingestürzt, es sieht aus wie nach einem Krieg ohne Brandspuren. An diesem trostlosen Ort gefangen gehalten zu werden, wie viele Menschen in der Pinochet-Zeit, ist für uns unvorstellbar.
Die weitere Strecke ist bis kurz vor San Pedro uninteressant – eine große Ebene Wüste, viele Mienen und nur am Navi ist zu merken, daß die Straße langsam, aber kontinuierlich auf gut 3400 m ansteigt. Kurz vor San Pedro geht es dann wieder 900 m runter, hier wird die Gegend auch interessanter und unmittelbar vor der Stadt gibt es eine unwirkliche Landschaft ausgewaschener, erodierter Hügel aus roter Erde.