30.01. Es geht zum Hochtal von El Tatio, knappe 100 km nördlich von San Pedro, dies ist mit 4300m das höchste Geysirfeld der Welt. Aus zahlreichen Erdlöchern dampft und sprudelt heißes Wasser, immer wieder schiessen heiße Fontänen in die Luft, ein wunderbares Naturerlebnis, die Erde lebt und bebt. Vor einigen Jahren sorgten Erkundungsbohrungen, dafür, das einige Geysire nicht mehr sprudelten, schnell wurde das Projekt auf Proteste der Atacameos wieder eingestellt. Die geführte Tour startet 3 Stunden vor Sonnenaufgang. Nur bei Sonnenaufgang, sind die aus den Fumarolen austretenden Dämpfe, gegen den blauen Himmel des Altiplano, am besten zu beobachten, schon gegen 9Uhr ist das Schauspiel beendet. Die Wüste kann auch sehr kalt sein, so kostet es Überwindung bei -10°C nebenan in einen Naturpool mit Termalwasser zusteigen.
Paso de Jama und San Pedro de Atacama
Von San Pedro aus führt die Ruta 27 nach 156 km zur Argentinischen Grenze, dem Paso Jama (4200 m hoch gelegen). Nach 48 km erreicht diese Straße kurz hinter dem Abzweig nach Bolivien eine Passhöhe von knapp 4800 m. Wir fahren bis zur Kilometermarke 48 und das Garmin zeigte 4775 m. Dann wird es Zeit umzudrehen, Angelika bekommt leichten Schwindel und das Atmen fällt ihr schwer, Rüdiger geht es gut. Aber beim Absteigen merkt auch er die Höhe und ein wenig Schwindel. Somit nur ein Foto von der Strasse geschossen (rechts und links gibt es nur braunes Gestein) und bei ca. 5°C frierend das Mopped gewendet. Mit jedem Meter wird es wärmer, bei ca. 3500 m schiessen wir noch einige Fotos von den frisch verschneiten Vulkanen. Über dem Amazonas drückt ein großes Tiefdruckgebiet die Regenwolken über Bolivien bis in die Atacama (ein recht seltenes Wetterphänomen) und wir sehen, daß wir runter kommen. Die Straße führt fast gerade auf die Wüstenebene von San Pedro zu, so daß wir uns wie im Anflug fühlen (ab ca. 4200 m sieht man im Hintergrund San Pedro).
Am Nachmittag bummeln wir ein wenig durch San Pedro, es gibt kleine Läden und Restaurants sowie eine große Anzahl von Ausflugsshops…. Und viele Touristen. Der Ort ist recht teuer (bisher mit Abstand der teuerste auf unserer Reise). Hier ein paar Eindrücke des Ortes:
Atacama-Wüste
Die Region Atacama erreichen wir bereits einige Kilometer hinter La Serena, von dem wir nur viel Verkehrschaos zwischen zwei Autobahnenden mitbekommen. Die Temperaturen steigen wieder, wir sind froh wieder in die Nähe des Meeres zu kommen und übernachten in einem einfachen Hostel in Caldera. Nebenan ist die Ferienstadt Bahia Inglesa. Unser Zimmer ist zwar recht groß, das Fenster ist jedoch nur zum Flur – die Restaurants sind 1,5 km entfernt…. Wir sind überrascht, wieviel Urlaubsgäste dort flanieren. Am Morgen bekommen wir eines der besten Frühstücke Chiles, das reißt alles wieder raus.
Wir fahren noch 90 km an der Küste entlang (die Atacama geht bis an den Pazifik), dann macht die Panamericana (Ruta 5) einen Bogen ins Landesinnere. Zuerst haben wir starken Rückenwind, dann folgt die Hitze, 36,5°C zeigt das Thermometer der GS nach den 20° am Pazifik. Diese Hitze ist auch der Grund für die starken Winde – die erwärmte Luft steigt auf und vom Meer strömt relativ kalte Luft hinterher (bei diesen Temperaturdifferenzen ist das schon kein Wind mehr sondern Sturm). Es folgt eine letzte Tankstelle für gut 200 km, dann das „Nichts“.
Ca. 60 km vor Antofagasta erreicht uns eine kühle Luftströmung, ich schaue aufs Thermometer: 34°C. Mit jedem Kilometer wird es kühler, in Antofagasta sind es wieder knapp 25°C. Nun werden wir dekadent, gönnen uns mal wieder ein Hotel und handeln dann noch ein Upgrade zu Suite heraus, ein gutes Bett und ein richtiges Frühstücksbuffet haben auch etwas. Bei einem Pisco Sour lassen wir den Tag ausklingen. Nun trennen uns nur noch 340 km von San Pedro de Atacama, unserem nördlichen Wendepunkt.
Auf der letzten Etappe haben wir noch zwei Besichtigungspunkte vorgesehen: Baquedano mit dem Eisenbahnmuseum und Chacabuco, eine Ruinenstadt die ihre Blüte in der Salpeterzeit hatte und unter Pinochet als KZ für politische Gefangene ausgebaut wurde.
Das Eisenbahnmuseum in Baquedano ist nicht so leicht zu finden – es besteht aus 4 alten, teils verrosteten Dampflokomotiven in einem alten Lokschuppen neben dem Bahnbetriebswerk, in dem weiterhin die Dieselloks der Schmalspurbahn gewartet werden. Es stehen auf den Abstellgleisen eine große Anzahl (20?, 30?, 40?) Diesellokomotiven. Wir sehen mehrere Güterzüge durch die Wüste fahren, es ist noch immer die Bahnverbindung vom Hafen in Antofagasta nach Bolivien und zu den vielen Erzmienen.
Nur Personenverkehr gibt es mit den langsamen Zügen nicht mehr. Der Bahnhof wird hauptsächlich zum Abstellen nicht mehr genutzter Wagons genutzt. Die Weitläufigkeit der Bahnanlagen zeugt von ihrer früheren Bedeutung.
Chacabuco empfängt uns mit 30°C ohne Schatten – die meisten Bäume sind mangels Wasser schon lange eingegangen, die Ruinen in den Straßen verbreiten eine Endzeitstimmung. Von der Vergangenheit als KZ ist nichts mehr zu sehen, die Stacheldrähte sind demontiert und die Minen geräumt. Am besten erhalten ist das Theater am Hauptplatz, in dem es sogar noch Bänke für die Zuschauer gibt. Die Fabrikhallen stehen nur noch in Fragmenten, die Salpetergewinnung ist nur noch zu erahnen. Die Wohngebäude sind eingestürzt, es sieht aus wie nach einem Krieg ohne Brandspuren. An diesem trostlosen Ort gefangen gehalten zu werden, wie viele Menschen in der Pinochet-Zeit, ist für uns unvorstellbar.
Die weitere Strecke ist bis kurz vor San Pedro uninteressant – eine große Ebene Wüste, viele Mienen und nur am Navi ist zu merken, daß die Straße langsam, aber kontinuierlich auf gut 3400 m ansteigt. Kurz vor San Pedro geht es dann wieder 900 m runter, hier wird die Gegend auch interessanter und unmittelbar vor der Stadt gibt es eine unwirkliche Landschaft ausgewaschener, erodierter Hügel aus roter Erde.
Lange Fahrtage
Nun läuft das Kalb wieder. Im ersten Schritt sind wir aus dem Süden bis in das Weinanbaugebiet gefahren – 660 km. Das Thermometer zeigt 10°C beim Start in Osorno, in Tulca sind es 35°C. Wir suchen (und finden) eine kleine Herberge mit Pool (es ist unsere günstigste Unterkunft für ca. 45 EUR) und genießen den warmen Sommerabend bei einem kühlen Weißwein auf der Restaurantterrasse. Heute morgen ist das Thermometer wieder bei 17°C, es ist noch recht kühl. Wir besuchen die Weingegend um Santa Cruz und machen einen Abstecher zu dem, uns bereits aus Hamburg bekannten Weingut Montes. Montes ist ein Premium Weingut, für die Besucher gibt es Führungen, einen Shop und ein Restaurant direkt zwischen den Reben.
Weiter geht es wieder auf die Panamerikana nach Norden, wir nähern uns wieder den gestrigen Temperaturen, bleiben aber heute mit 33,5° unter dem gestrigen Wert. Gegen vier am Nachmittag erreichen wir Santiago und fahren auf der Autobahn direkt durch das Zentrum, das geht erstaunlich „fluffig“. Gleich hinter der ersten Mautstation haben wir ein wenig Pech – die Polizei sperrt die Straße und wir müssen langsam hinter 4 Schwertransportern hinterherfahren und irgendwann haben auch die ein Einsehen und fahren rechts ran, so das die Kolonne überholen kann. Die Kilometer ziehen sich durch sonnenverbrannte Gebirgslandschaft, in der wir nicht tot über den Zaun hängen möchten. Endlich kommen wir in den kühlen Luftstrom des Pazifiks und es kühlt auf 18°C ab (brrr, ist das kalt). Wir haben ein nettes Hotel mit Blick auf den Pazifik (nur durch die Autobahn vom Strand getrennt)…. Auf jeden Fall haben wir mal wieder ein normal großes Zimmer und das Frühstück gibt es morgen ab 9:00. Wenn alles gut läuft, wollen wir in etwa 2 Tagen unser Endziel im Norden, San Pedro de Atacama erreichen.
Heisse Thermalbäder und das Kalb
Heute wird das Kalb den zweiten Tag operiert, wir sollen nicht vor 16:00 wieder in der Werkstatt sein. Gestern stellte sich das Polrad quer (die Lima muß mitsamt dem Polrad, das ab 2012 geändert wurde, ausgetauscht werden). Somit fahren wir zu den Puyehue Thermen. Die schönsten sind in einem Hotel, für umgerechnet 71 EUR können auch Tagesgäste dort hin – das ist uns ganz klar etwas zu exklusiv…. Vier Kilometer weiter gibt es die Thermen Aguas Calientes, dort kostet der Eintritt ins Freibad nur 6 EUR. Vor Ort ist es bewölkt und 14°C – da wäre das Thermalbecken eine gute Alternative, aber es ist tatsächlich nur ein kleines Becken ohne weitere Attraktionen, so ziehen wir uns ein Fliess über und bleiben in den (Sommer-) Motorradklamotten.
Auf dem Rückweg machen wir am See in Entre Los Lagos (Zwischen den Seen) eine Pause, dort ist Ortsfest. Wir essen einen chilenischen Hotdog (Wurst mit Tomate und Avocado) am Seestrand (Streetfood) und genießen den Ausblick auf die Andenkette. Es ist nun deutlich wärmer (20°).
Um 16:30 sind wir wieder bei MotoAventura und erfahren, daß das Kalb fast fertig ist (gestern sahen wir nur die total verbrannte alte Lima und das Polrad mit angeschweißten Armen eines Abziehers, nachdem das Gewinde des Innenabziehers nachgegeben hatte und unbenutzbar war).
Nun sieht alles positiver aus, das Kalb ist fertig, hat eine neue Lima, einen neuen Vorderradschlauch und wurde sogar gewaschen. Bei der Kuh flickt der Mechaniker Alvaro noch ein abgerissenes Kabel für die „Notsteckdose“, die lose unter der Sitzbank liegt und mit 15 Amp. abgesichert ist – diese Steckdose benötigen wir ausschließlich für den Kompressor. Nun ist alles gut und unser Frühstück ist für 7:30 Uhr bestellt. In den nächsten Tagen wollen wir auf der Ruta 5 (Panamerikana) Kilometer machen und in großen Schritten nach Norden fahren.
Sonntagsausflug an den Pazifik
In unserer neuen Zwangspause in Osorno wollen wir zumindest etwas sehen. Von Osorno aus geht die Straße U400 direkt 65 km westwärts an den Pazifik. Wir stellen uns vor, dort nette Restaurants anzutreffen, frischen Fisch zu essen und aufs Meer zu schauen. Zuerst geht es durch eine hügelige Landschaft mit weiten Feldern, dann durch Eukalyptus- und Nadelwälder in einer fast mittelgebirgsartigen Landschaft. Wir kommen durch einen Torbogen, der den Beginn einer besonderen Gegend anzeigt. Es ist das Land der Huilliche, der indogenen Ureinwohner. Der Verkehr nimmt zu – bei jeder Steigung schlafen die Chilenen fast ein (Rüdiger muss öfter auf einer geraden Landstraße in den ersten oder zweiten Gang zurückschalten), dafür wird dann beim Bergabfahren überholt was das Zeug hält und immer schön in unseren Sicherheitsabstand hinein……
Wir fahren als erstes den Fischerort Bahia Mansa an: Auto an Auto, extreme parking wie auch in den Nachbarorten. Um die Mole herum steht Fischbude neben Fischbude, Krebse, Algen und Seeigel sind im Angebot. Zusätzlich gibt es noch eine Markthalle für Gemüse und Handarbeiten.
Wir schauen in den Nachbarort Maicolpue, vielleicht finden wir dort ein nettes Café oder Restaurant mit Blick aufs Meer. Dort gibt es zwei Buchten mit langen Sandstränden und noch mehr extreme parking – hier passt nicht mal mehr unser Reisemotorrad dazwischen (ein schmales Mopped ohne Koffer hätte noch einen Parkplatz auf den Grünanlagen gefunden, aber unser Dickschiff kommt nicht durch die Autoreihen zum Grünstreifen… Sonst hätten wir uns unter einen Sonnenschirm an einer Bar hinsetzen und das Treiben am Strand beobachten können. So blieb nur ein kurzer Rundgang und es geht wieder zurück.
Osorno und Umgebung
Nur 10km hinter dem Fährhafen von Puerto Montt, ist der Reifen schon wieder schlapp, jetzt muss der Reifenpilot dran glauben. Die Dose mit dem Schaum ist schnell im Reifen verschwunden und hält problemlos die 100 km bis Osorno durch. Wir sind sehr froh als wir bei MotoAventura eintreffen. Sonia die Inhaberin kocht uns erstmal einen ordentlichen Kaffee. Mein Päckchen mit der Lichmaschine steht bereit, leider muss uns Sonia mit der Reparatur auf Montag vertrösten. Die Werkstatt-Crew muss rund 20 Motorräder für die nächste Reisegruppe vorbereiten. Nagut… wir machen das Beste draus. Rüdiger bringt schnell unser Gepäck in unsere Unterkunft zwei Blocks weiter, die F800 lassen wir gleich im Innenhof von MotoAventura stehen, wir sollen Montag um 9:30 Uhr wiederkommen. Wir schnacken mit Tom, der den Weg aus Alaska hergefunden hat und geben ihm die Adresse von unserer Spedition InTime in Hamburg, da er gerne sein Mopped irgendwann von Alaska nach Europa verschiffen möchte. Wir lernen Uwe und Achim, die beide mit ihren BMWs aus Hamm da sind kennen. Nachdem sie sich mit Reserverkanistern für den Weg in den Süden eingedeckt haben, beschliessen wir gemeinsam irgendwo Kaffee zutrinken und noch ein bischen zu klönen.
Unsere Apartment Hotel Blumenau, das für die nächsten 3 Nächte unser Zuhause ist, lässt deutlich den Schweizerischen- und Deutschen Einfluss in dieser Region erkennen:
Am Samstag machen wir einen Ausflug zum Vulkan Osorno, es soll auf Grund seiner schönen Kegelform und seiner weissen Schneehaube der Schönste in Chile sein. Der Vulkan Osorno ist insgesamt 2652m hoch, eine kleine geteerte wunderschöne Bergstraße führt durch den Regenwald zur Skihütte und Skistation auf 1200m.
Blick vom Vukan Osorno auf den See Llanquihue:
Auf dem Weg in den Nationalpark zu den Wasserfällen Petrohué:
Mini-Kreuzfahrt von Puerto Natales nach Puerto Montt
Die Fährfahrt von Puerto Natales nach Puerto Montt soll vier Nächte und drei Tage dauern. Wir dürfen bereits am Montag Abend um 21 Uhr an Bord, natürlich nicht ohne vorher eine Menge Papierkram zu erledigen. Obwohl wir beim Kauf der Tickets unsere Daten aus dem Reisepass und alle Info über die Motorräder abgegeben haben – was auch auf den Tickets und Bordpapieren aufgeführt ist, müssen wir am Hafen zuerst zur Zollstation, dort müssen wir selbst alles nochmal von Hand auf ein Blatt Papier übertragen, dankenswerterweise gibt es für die Kopie für jeden von uns ein schönes altes Blatt Kohlepapier und selbstverständlich wird wieder alles mehrfach abgestempelt. Stempel und gerne mehrere auf einem Blatt sind hier in beiden Ländern von enormer Wichtigkeit 😉 mit unseren Papieren werden wir dann auf dem anderen Ende des Gelände, in das nächste Containerbüro geschickt und alle Daten zum Fahrzeug, werden nun für den Lademeister nochmal auf einen Block mit Mehrfachdurchschlägen übertragen. Mit diesem Block geht er mit uns zu den Motorrädern und es findet eine offizielle Abnahme statt, da bei unseren Moppeds keine äußeren Schäden zu erkennen sind ist das relativ schnell erledigt. Man sagt uns wenn wir wollen, können wir jetzt schon unsere Schlüssel abgeben und man fährt die Fahrzeuge an Bord. …hmm wir warten lieber und fahren selbst aufs Schiff, aber spätestens hier werden die Schlüssel eingesammelt, die Motorräder werden in der Nacht irgendwann umgeparkt und verzurrt. Wir beziehen unsere enge Kabine und erkunden das Schiff.
Abschied von Punta Natales:
Die Fähre wurde 1984 in Frankreich gebaut und war bis 2010 zwischen Korsika und Marseille unterwegs. Die Fähre hat ihre besten Zeiten hinter sich und die das neue Schiff geht bald vom Stapel. Die „Puerto Eden“ befördert Fahrzeuge, Fracht und 150 Passagiere.
Auf der Brücke:
Während der ganzen Nacht werden noch Fahrzeuge und diverse Güter verladen, irgendwann gegen 5 Uhr legen wir ab. Wir haben sogar 160 Kälber an Bord. Das Schiff schlängelt sich durch die ersten Fjorde, es ist regnerisch aber man sieht einige Berge, Wasserfälle und ganz kurz auch den Ausläufer eines Gletschers.
Der Tag ist kurzweilig, zwischen Frühstück und Mittagessen, sowie Mittag- und Abendessen, kann man zwischen Joga oder Vorträgen wählen… wir nehmen nicht am Joga teil. Es gibt spannende Berichte über die Teilpassagen des jeweiligen Tages, so dass wir wissen, an welchen Stellen wir Wale, Delphine, Robben, Kormorane und Albatrosse beobachten können. Erfahren viel über die aktuellen Auswirkungen der Erderwärmung, die hier im Bereich der Gletscherregion heute schon enorme Auswirkungen hat. In der Nacht zum Mittwoch ankern wir gegen 3 Uhr vor Puerto Eden (Insel Wellington) wo die letzten Ureinwohner des Volkes der Alakalufen leben. Diese kleine und einzig bewohnte Insel in diesen Kanälen zählt heute gerade noch 60 Einwohner, davon 6 Kinder. Das größte Gebäude ist die Schule, die ursprünglich für 100 Kinder errichtet wurde. Die Insel wird von unserer – und gelegentlich einer zweiten kleineren Fähre mit allem was dort benötigt wird versorgt.
Weiter nordwärts kommen wir zur Engstelle, die so schmal ist, das immer nur ein Schiff passieren kann.
Im Messier-Kanal kommen wir am Frachter „Capitán Leonidas“ vorbei, dieser ist in den 70er-Jahren auf dem halbversunkenen Eiland „Bajo Cotopaxi“ aufgelaufen, seither dient das Wrack als Leuchtturm.
Wie angekündigt werden wir zur Frühstückszeit und während des ersten Vortrags am Vormittag nochmal sehr genau auf das herannahende Schlechtwettergebiet und den Abschnitt auf dem Pazifik hingewiesen. Zum Lunch wird vom Bordarzt für jeden der möchte eine Pille gegen die Seekrankheit verteilt. Wir nehmen sicherheitshalber eine Tablette ein. Kaum zwei Stunden später schaukelt uns der Pazifik ordentlich durch, alle schwanken durchs Schiff, dieser Zustand soll nun 16 Stunden andauern. Da das Medikament ordentlich müde macht, verschlafen wir den Nachmittag, soweit uns unsere Matratze nicht abwirft. 6-8 Meter hohe Wellen sind auf dieser kleinen Fähre gut zu spüren. Irgendwann in der Nacht wird es wieder ruhiger und am Donnerstag Morgen scheint sogar die Sonne. Wir verlassen zwischen Isla Inchemò und Bahia Anna Pink den Pazifik und genießen den Ausblick auf die vielen winzigen unbewohnten Inseln.
Am dritten Tag läd uns „Yeti“ der Erste Chefingenieur zu einer Besichtigungsrunde in den Maschinenraum ein. Rüdiger hat sich mit ihm gut angefreundet, wir dürfen während der Passage in den Frachtraum um die Batterie der „F“ zu laden, damit sie bei Ankunft in Puerto Montt anspringt und wir bis Osorno kommen. „Yeti“ ist auch Motorradfaher, hat mehrere Maschinen u.a. auch eine BMW 1100RT. Am Abend druckt er uns noch einen Zettel mit seinen Kontaktdaten in die Hand und wir erfahren das er der Vice President eines großen MCs in Chile ist. Wenn wir ihn oder seinen Kumpel kontaktiern, bekommen wir ab jetzt in ganz Chile umgehend von ihnen support – mehr geht nicht 😉
Wir erreichen schon gegen Mitternacht Puerto Mont, alle Gäste bleiben bis zum Morgen an Bord, es gibt um 7 Uhr sogar noch Frühstück. Bis auf die Motorräder sind bereits alle Fahrzeuge von Bord gefahren worden und die nächste Fracht, sowie viele Trucks für den Rückweg stehen schon bereit.
Punta Arenas (Sandige Spitze)
Vor einigen Tagen haben wir auch drei Nächte in Punta Arenas verbracht. Wie schon berichtet haben wir von dort die Tour nach Feuerland zu den Königspinguinen unternommen.
Aber die kleine Stadt direkt an der Magelanstraße und gegenüber von Feuerland, auf 53 Grad, 10 Minuten südlicher Breite, hat noch mehr zu bieten. Die südlichste Kontinentalstadt der Welt, mit 130.000 Einwohnern gilt als schönste Stadt Patagoniens.
Ursprünglich wurde Punta Arenas als militärischer Stützpunkt und Strafkolonie gegründet und entwickelte sich bis zum Bau des Panamakanals (1914) zu einer der wichtigsten Hafenstädte. Bis zu diesem Zeitpunkt nahmen alle Schiffe, durch die von Fernando Magellan entdeckte Ost-West-Passage. Neben Handelsschiffen aller Art, blieben auch viele Auswanderer die eigentlich ihr Glück bei der Goldsuche in Kalifornien suchen wollten hier hängen. Ab 1876 bekamen Einwanderer die Erlaubnis zur Schafzucht, da das Land billig und reichlich vorhanden war, entstanden so die ersten riesigen Schaf-Estancias und die sogenannten Schafsbarone ließen sich hübsche Stadtvillen bauen. An vielen Häusern sind heute noch Kroatische, Englische, Schweizerische und eben auch Deutsche Namen zu erkennen.
Straßenbilder
Fernando Magellan
…und zum Abendessen: Königskrabbe
Torres del Paine
Torres del Paine ist einer der schönsten, wenn nicht DER schönste Nationalpark Chiles, mit einer Fläche von 2420km², von der UNESCO zum Biosphärenreservat erklärt.
Von Puerto Natales buchen wir für den nächsten Morgen eine ganztägige Busfahrt. Leider wurden 2005 und 2011 jeweils ca. 15000ha Wald -durch die Dummheit und Unachtsamkeit von Touristen- vernichtet, so das sich dort zur Zeit fast nur Steppe zeigt – die Bäume brauchen ca. 50-60 Jahre um sich regenerieren.
Paine heisst in der Sprache der Tehuelche Indiander „himmelbau“. Somit sind das die Türme des blauen Himmels. Das Bergmassiv grenzt unmittelbar an das südliche Eisfeld.
Die vielen Seen ringsherum in ihren unterschiedlichen türkis und blauen Farben, die durch das Gletscherwasser gespeist werden, sind ein schöner Kontrast (bessere Fotos sind noch auf der großen Kamera, werden bei der nächsten Gelegenheit runtergeladen 🙂
Im Nationalpark leben, Guanakos, Nandus, Andenkondore und Pumas.